Oia – die weiße Perle Santorinis

Schon vor unserer Reise nach Santorini habe ich gelesen, dass Oia als schönster Ort der Insel gilt. Da war für mich natürlich klar, entweder dorthin oder gar nicht. Dieser Ort spiegelt genau das wieder, was man sich von Santorini vorstellt. Oia liegt ganz im Norden Santorinis direkt am Kraterrand der Caldera.

Die berühmten Fotos Griechenlands mit den weißen Häusern und blauen Kuppeln – sie alle wurden in Oia geschossen. Und tatsächlich ist diese Postkartenidylle real. Bereits bei unserem ersten Spaziergang durch den Ort offenbart sich dessen Schönheit. Weiß getünchte Häuser, die sich terrassenförmig an die Felswand schmiegen. Blaue Pools, die gemeinsam mit blauen Fenster- und Türrahmen für die Farbakzente sorgen. Bunte Blumen ergänzen die griechische Idylle. Dieses Farbspiel ist einfach atemberaubend.

Eine schmale Fußgängerzone schlängelt sich durch den Ort, vorbei an kleinen Geschäften, die Schmuck, Kleidung und Handwerkskunst anbieten. Auch sehr viele Kunstgalerien findet man hier. Dort sind die Preise für den Durchschnittstouristen allerdings nicht bezahlbar. Überall gibt es kleine Cafés und Restaurants, Knoblauchduft weht durch die Gässchen. Und immer dabei: der Blick auf die Caldera, den man zwischen den Häusern hindurch oder auf einer Terrasse sitzend genießen kann. Die Preise sind dabei natürlich nicht unbedingt günstig, so kostet ein kleines Bier im Durchschnitt um die 4-5 €. Aber auch die Restaurants ohne Calderablick stehen hinsichtlich der Preise in nichts nach.

Von Oia aus erreicht man über viele Stufen den Ammoudi Hafen, wo man gemütlich direkt am Wasser sitzen und speisen kann. Generell gibt es in Oia massenweise Stufen. Gefühlt sind wir fast immer bergauf gelaufen und hatten sehr viele Stufen zu bewältigen. Das ist ganz schön anstrengend. Für Eltern mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer ist der Ort definitiv nicht geeignet.

Ein Phänomen, das man hier ganz besonders oft beobachten kann: asiatische Frauen in Brautkleidern streifen mit einem persönlichen Fotografen durch den Ort und lassen sich an allen Ecken und vor allen Motiven knipsen. Ein Bräutigam ist oft nicht dabei, es sei denn, dieser ist der Fotograf. So beliebt Santorini generell für Hochzeiten und Flitterwochen sowieso schon ist, bei den Asiaten muss diese Vorliebe ganz besonders ausgeprägt sein.

Vor allem abends wird es in den engen Gassen eng. Touristen verstopfen die Straßen. Wir waren Ende Mai auf Santorini, was noch nicht in die Hauptsaison fällt, allerdings möchte man dann besser auch nicht hier sein. In der Nebensaison ist schon manchmal kaum ein Vorwärtskommen. Vor allem, wenn sich alle zum abendlichen Ritual des Sonnenuntergang-guckens versammeln und sich danach wieder auf den Weg in Bars oder ins Hotel machen. Da kann man sich nur in Geduld üben und mitschieben lassen. Menschen mit Platzangst bekommen hier aber sicherlich ihre Probleme.

In Oia findet man keine Discos oder Clubs, hier geht es gemütlicher zu. Tagsüber liegt man am Hotelpool oder erkundet Ort und Insel, abends geht es dann in Bars und Restaurants und zum Sonnenuntergangsschauspiel. Trotzdem sind sehr viele junge Leute unterwegs, vor allem aus Asien und dem englischsprachigen Raum. Bei uns im Flieger waren wir jedoch die mit Abstand Jüngsten. Wir haben während unseres Urlaubes verhältnismäßig wenig Deutsch gehört, verglichen mit anderen Urlaubszielen, was auf jeden Fall sehr entspannend war.

Ein Eisverkäufer auf der Suche nach der großen Liebe

Auf Santorini haben wir die, laut TripAdvisor, beste Eisdiele der Insel besucht: Lolita’s Gelato in Oia. Neben köstlichen Eissorten haben wir dort aber noch etwas ganz anderes gefunden: den wohl süßesten Eisverkäufer der Welt.

Apostolis Tsolakos produziert sein Eis in eigener Herstellung. Die Sorten reichen von Dark Chocolate und Pistacchio über Wild Berries, Coconut und Vanilla bis hin zu ausgefallenen Sorten wie Mojito Sorbet. Meine persönlichen Favoriten waren Coconut und Greek Viagra, Eis mit Joghurt-Honig-Nuss Geschmack. Soooo lecker!

Neben seinem leckeren Eis sticht hier aber noch etwas anderes ins Auge. An der Tafel über der Theke steht groß geschrieben: I make good ice cream, marry me! Und an einer Metallbox klebt der Zettel: Tips and telephone numbers welcome. Auch steht im Geschäft an anderen Ecken: I am alone. Das Ganze kommt so unaufdringlich rüber und Apostolis macht so einen herzlichen und netten Eindruck, dass mein Herz vor lauter Mitgefühl fast überläuft. Was gibt es Schlimmeres, als sich einsam zu fühlen? Das Schönste ist es doch, alle tollen und auch nicht so tollen Erlebnisse mit einer Person teilen zu können, die man liebt und die einen ebenfalls liebt. Und ich finde es ganz beachtlich, dass Apostolis so offen dazu steht, dass er sich einsam fühlt. Zugeben wird dies ja niemand gerne.

Jedenfalls hat schon mein kurzer Eindruck von ihm gereicht, um mir sicher zu sein, dass er es absolut verdient hat, endlich die Frau seines Lebens zu finden bzw. von ihr gefunden zu werden. Er wirkt fast schon zurückhaltend und ein bisschen schüchtern. Anders, als man es sich vielleicht bei seiner südländischen Herkunft und dem Vorurteil, alle Südländer seien Machos, vorstellt. Und bei den Preisen, die er für sein Eis nimmt, ist er sicherlich auch nicht der Ärmste unter den Griechen.

Aber wie groß sind seine Chancen, auf so einer kleinen Insel wie Santorini die passende Frau zu finden? Und Santorini ist auch nicht unbedingt die Insel, wo Single-Frauen Urlaub machen. Es ist eher die Insel der Verliebten. Kein leichter Stand für einen Griechen in den Dreißigern, die Partnerin fürs Leben zu finden. Also Mädels, wenn ihr das nächste Mal das perfekte Urlaubsziel für euch raussucht, denkt vielleicht auch ein Stückchen an den netten Griechen in Oia, der vielleicht genau DER Richtige für euch ist 😉 Ein Leben im Süden ist sicherlich nicht so schlecht. Und Eiscreme gäb‘s sicherlich auch immer umsonst.

Wenn die Sonne in Oia im Meer versinkt…

Sonnenuntergänge haben einen ganz besonderen Zauber. Wenn die Sonne den Horizont küsst, in tausenden verschiedenen Farbfacetten explodiert und den Himmel in Rot-, Orange- und Goldtönen brennen lässt, lockt dies auf Santorini allabendlich Hunderte von Menschen an.

Besonders Oia ist bekannt für seine Sonnenuntergänge. Hier versinkt die Sonne ungehindert im Meer, was die entstehenden Farben nur noch schöner reflektiert. Allerdings hat früh vor Ort zu sein hier oberste Priorität, wenn man eine schöne Sicht haben möchte. Massen an Menschen pilgern durch die engen Gassen des Ortes, alle auf der Suche nach dem besten Blick und dem besten Platz. Da werden gerne auch mal die Ellenbogen eingesetzt oder sich dreist so vor einen gestellt, das einem selbst die Sicht versperrt wird.

Besonders beliebt ist eine alte Burgruine, von der man einen Blick sowohl aufs Meer als auch auf Oia hat. Die Sicht von hier ist wirklich besonders schön, die alten griechischen Windmühlen Oias machen sich wunderschön vor der Kulisse des Sonnenuntergangs. Allerdings muss man hier besonders früh vor Ort sein, da man sonst keine Chance auf einen Platz hat. Stefan und ich waren 2,5 Stunden vor Beginn des Sonnenuntergangs dort und haben geduldig mit Pistazien und Getränken auf das Farbschauspiel gewartet.

Viele Restaurants im Ort werben damit, einen besonders schönen Blick auf den Sonnenuntergang zu bieten. Den könnt ihr allerdings meist nur ungehindert genießen, wenn ihr einen Tisch reserviert habt. Wir können euch auf jeden Fall die Lioyerma Lounge empfehlen. Hier könnt ihr bequem vom Liegestuhl aus den Sonnenuntergang im Meer bestaunen. Im Hintergrund läuft Musik, ein Kellner bringt kalte Getränke – herrlich!

Fazit

Wir haben uns einige verschiedene Orte und Ecken Santorinis angeschaut, aber Oia ist und bleibt einfach der schönste, romantischste und schickste Ort der Insel und ist absolut empfehlenswert. Allerdings sollte man definitiv genug Taschengeld dabei haben, da die Preise doch wirklich recht happig sind.


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